Absolventeninterview
Dr. David Hummelberger maturierte 2009 an der HTL Andorf, absolvierte an der JKU Linz das Masterstudium „Polymer Technologies and Science“ und promovierte im Anschluss daran. Er ist Gründer und CEO der „BUMBLEBEE INNOVATION GmbH“ mit Sitz in Salzburg.
Wie war Ihre Zeit an der HTL Andorf?
Ich blicke auf eine wunderschöne, lehrreiche und zugleich prägende Zeit an der HTL Andorf zurück. Ich konnte wirklich viel für meine Zukunft mitnehmen, da die Ausbildung sehr anspruchsvoll, interessant und breitgefächert war. Zugleich war es auch auf persönlicher Ebene eine sehr prägende Zeit und es haben sich Freundschaften entwickelt, die ich bis heute aufrecht erhalten konnte. Außerdem war das Verhältnis zur Lehrerschaft etwas ganz Besonderes. Man wurde wirklich tagtäglich gefördert und fühlte sich stets hervorragend aufgehoben und verstanden.
Wie war es damals in der „alten“ Schule?
Ganz am Anfang sind wir zu gewissen Werkstätten gefahren worden wie LFS Otterbach oder zur BS Schärding, dies war immer Freitagnachmittag und Samstag. Damals waren wir immer sehr viel unterwegs, auch mit dem Rad und sind zu den verschiedensten Werkstätten in Andorf gefahren, was auch sehr lustig und unterhaltsam war, aber ab und zu auch stressig. Die Schule an sich war in einem älteren Gebäude, wo auch später Container dazukamen. Hier herrschte ein sehr familiäres Klima unter den Klassen und auch mit den Lehrern.
In Ihrem Leben spielt Design eine sehr große Rolle, hätten Sie sich damals für den Zweig Produktdesign entschieden, wenn es Ihn gegeben hätte?
Ich habe mir letztens darüber Gedanken gemacht und es könnte sein, dass ich mich für diesen Weg entschieden hätte, da ich mein Leben lang gern gezeichnet habe. Es wäre für mich eine schwere Entscheidung gewesen, jedoch wäre der Zweig Produktdesign eine Alternative gewesen, die ich mich sicher gereizt hätte.
Haben Sie noch viel Kontakt zu Ihren damaligen Schulkollegen/innen?
Leider habe ich nur noch wenig Kontakt zu meinen damaligen Schulkollegen/ innen, nachdem jeder seinen eigenen Weg geht und auch Familie dazukam, ist es schwierig, diese Kontakte aufrechtzuerhalten.
Was haben Sie nach dem Abschluss der HTL gemacht? Wieso haben Sie sich dazu entschieden?
Nach dem Abschluss folgte für mich ein Studium im Bereich „Polymer Technology and Science“ an der Johannes Kepler Universität in Linz, was ein weiterer wichtiger Schritt für meine Entwicklung war. Aufgrund der fachlichen Vorbildung war dies nach der HTL eine sehr interessante Möglichkeit für mich. Nach dem Studium wollte ich nochmals eine vollkommen neue Herausforderung wahrnehmen und habe diese in Deutschland gefunden. In Zusammenarbeit mit der BMW Group und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hatte ich die einmalige Möglichkeit meine Doktorarbeit im Bereich „Mechanical Engineering“ auf dem Gebiet des hybriden Werkstoffsysteme für zukünftige Fahrzeugstrukturen zu verfassen. Nach dem Abschluss folgten Stationen bei der BMW Group in der Gesamtfahrzeugentwicklung sowie bei der KTM AG in der Konzeptentwicklung. Während meiner leitenden Funktion bei KTM hatte ich noch die Möglichkeit, mir einen Traum aus Kindheits- und HTL-Tagen zu erfüllen, nämlich, ein zusätzliches Teilzeitstudium im Bereich „Design und Produktmanagement“. Mit diesem ausgeweiteten Know-how im Bereich des Produktdesigns wollte ich dann den Schritt in Selbstständigkeit gehen und habe im Mai 2021 basierend auf meinen Visionen das Design- und Ingenieurbüro „BUMBLEBEE INNOVATION GmbH“ gegründet, welches sich auf die ganzheitliche Konzeptentwicklung und komplexe Problemlösung fokussiert.
Wie sind Sie auf den Namen Bumblebee Innovation gekommen?
Wenn man ein Unternehmen gründet, haben alle Freunde und Bekannte Namensideen für eine Firma, jedoch hatte ich schon seit Jahren im Kopf, wenn ich eine Firma gründe, dann wird der Name in Richtung Bumblebee gehen. Mein Nachname ist Hummelberger und Hummel bedeutet auf Englisch Bumblebee, außerdem kennt man den Namen auch von Transformers und die Hummel an sich ist ein sehr interessantes Tier.
Ist es ihr Ziel, International bekannt zu werden?
Meine Vision ist es, eher ein kleines Ingenieurbüro zu haben mit einem crossfunktionalen Team zusammen zu arbeiten, damit wir ganze Konzepte auf die Straße bringen können. Wünschen würde ich mir, wenn internationale Firmen an mich herantreten würden und mich beauftragen, weil meine Herangehensweise ihnen gefällt.
Was machen Sie heute? Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
In Zuge dieser Selbstständigkeit unterstütze ich nun Kunden aus den unterschiedlichsten Bereichen und Industrien von der ersten Ideenskizze bis zum funktionsfähigen, virtuellen Prototypen. Ich beschäftige mich grundsätzlich mit Konzepten in einer sehr frühen Phase auf eine ganzheitliche und herausfordernde Weise. Die Arbeitsweise basiert dabei auf dem Prinzip von Design Thinking und versucht unter diesem Fundament die Bereiche Innovation, Produktdesign, Engineering und Manufacturing in einem neuartigen, ganzheitlichen und iterativen Produktentwicklungsprozess zu vereinen. Durch das frühzeitige Heranziehen von modernsten virtuellen Design-, Simulations- und Optimierungsansätzen werden die Themen Leichtbau, Werkstoffe und Herstellbarkeit frühzeitig in den Designprozess mit eingebunden. Kreativität, Technik und Effizienz treten hierbei nicht mehr als Konkurrenten auf, sie unterstützen einander gegenseitig, um aus technischer, ökonomischer, ökologischer und auch aus ästhetischer Sicht innovative physische Produkte ins Leben zu rufen.
Welche Kenntnisse und Erfahrungen aus der HTL waren für Ihre Berufslaufbahn am wertvollsten?
Natürlich entwickeln sich die Kenntnisse und Erfahrungen während weiterführender Studien und auch im Berufsleben immer weiter. Nichtsdestotrotz sind es meiner Meinung nach die Grundlagen, seien es jene der Technischen Mechanik oder der Werkstoffwissenschaften, welche man an der HTL von der Pike auf lernt und auf welche man immer wieder im Berufsleben zurückgreift. Diese Grundausbildung, hilft dabei, zu unterschiedlichsten aufbauenden Themen schnell ein tiefgehendes Verständnis und wertvolles Wissen aufzubauen.
Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, hätten Sie irgendetwas anders gemacht?
Nein, ich glaube, ich würden den Weg nochmals genauso gehen. Ich habe versucht, immer den Pfad einzuschlagen, wo ich mich weiterentwickeln kann, welcher mir tagtäglich Freude bereitet und wo ich die Zukunft mitgestalten kann. Auch wenn vom Blickwinkel eines Außenstehenden nicht jeder Schritt der logische nächste Schritt war, habe ich meine Entscheidungen immer wohlüberlegt und meiner Leidenschaften und Visionen folgend getroffen. Deshalb würde ich keine anderen Schritte setzen, weil jede Station eine großartige, lehrreichen und deshalb wertvolle Zeit für mich war, sowohl aus persönlicher als auch aus beruflicher Sicht.
Welche Tipps würden Sie als Absolvent uns Schülern für die Zukunft geben?
Auf euch wartet eine aufregende Zukunft und ihr habt euch mit dem Abschluss an der HTL-Andorf den Grundstein dafür gelegt. Macht euch nun Gedanken darüber, was ihr euch für eure Zukunft vorstellen sowie wünschen würdet und was euch wichtig ist. Überlegt euch zusätzlich, in welchem Bereich und welcher Umgebung ihr zukünftig tätig sein und etwas bewirken möchtet. Dann seid mutig und versucht diesen Weg mit Leidenschaft und Zielstrebigkeit zu verfolgen und alles dafür zu tun, um diesen Traum wahr werden zu lassen. Wie gesagt, das berufliche Leben ist lange und deshalb versucht, eure Zeit jenen Themen zu widmen, welche euch Freude bereiten, euch bewegen und wofür euer Herz schlägt. Wagt es auch, auf eurem Weg Anpassungen vorzunehmen und andere Wege einzuschlagen, wenn diese für euch wichtig erscheinen, um ein übergeordnetes langfristig Ziel zu erreichen. Seid einfach mutig und aufgeregt, was die Zukunft für euch bereithält. Ich wünsche euch auf jeden Fall alles Gute dafür und hoffe, dass ihr alle euer Glück finden werdet. Dann wird sich auch der Erfolg hoffentlich von alleine einstellen.
Das Interview führten Lisa Emminger, Barbara Weis (beide 4AH) und Sarah Zopf (4BH)